In den vergangenen vier Jahren habe ich viele Höhen und Tiefen erlebt, zahlreiche Fehler gemacht und ebenso viele Erfolge gefeiert. Die Reise mit amore augsburg war geprägt von kontinuierlicher Weiterentwicklung. Heute teile ich einige essenzielle Erfahrungen und Learnings, die mir auf meinem Weg begegnet sind. Vielleicht kannst du aus meinen Fehlern lernen oder dich einfach inspirieren lassen.
1. Ein erfolgreiches Unternehmen braucht nicht viele Mitarbeiter:innen!
Zu Beginn wurde mir oft die Frage gestellt: “Und wie viele seid ihr jetzt?” Dies ließ den Schluss zu, dass der Erfolg meines Unternehmens direkt mit der Anzahl der Mitarbeiter:innen korreliert. Mehr Mitarbeiter:innen sollten demnach mehr Umsatz und folglich mehr Erfolg bedeuten. Klingt logisch, oder? Falsch.
Zwar können zusätzliche Mitarbeiter:innen zu einem höheren Umsatz beitragen, jedoch birgt dies auch diverse Risiken. Ausfälle aufgrund von Krankheit, Leistungsprobleme oder Unstimmigkeiten bei flexiblen Arbeitszeiten können unvorhergesehene Herausforderungen darstellen. Zusätzlich hatte ich den Mehraufwand für Meetings und Teamevents nicht ausreichend berücksichtigt.
Es ist sicherlich hilfreich, nach der Mitarbeiterzahl zu fragen, um Rückschlüsse auf den Umsatz zu ziehen. Dennoch bedeutet ein höherer Umsatz keinesfalls automatisch mehr Erfolg und gibt keinen Aufschluss über die Wertigkeit des Unternehmens.
Weitere HR-Learnings:
- Mitarbeiter:innen sollten die Skalierbarkeit des Unternehmens mittragen können.
- Behandle deine Kolleg:innen respektvoll und nimm dir bewusst Zeit, ihnen zuzuhören.
- Mit den richtigen Mitarbeitenden, Services und Produkten kannst du mehr Umsatz generieren, ohne zwangsläufig mehr Menschen einzustellen.
- Scheue dich nicht vor Kündigungen, wenn es nicht passt, trenne dich im Guten.
2. Nimm nicht alle Kund:innen auf, die dich anfragen!
Seien wir mal ehrlich: In den ersten Jahren nimmst du alles auf, was geht. Du hast keinen klaren Fokus, keine klare Leistungsübersicht und bietest einfach mal ALLES an. Ja, vielleicht bildest du dir auch etwas auf diese Vielfalt ein und sprichst von eurem 2-Mann/Frau Betrieb selbstbewusst als Full-Service-Agentur. Ich brauche da nicht auf andere zu zeigen, bei mir war es nicht anders.
Im 3. Jahr traf ich einige strategisch sinnvolle Entscheidungen. Erstens: Eine klare Ausrichtung unserer Produkte. Zweitens: Tabula rasa mit unseren Kund:innen. Zumindest in der Theorie. Welche Kund:innen wollen wir künftig habe? Was ist UNSERE Vorstellung? Welche Wertvorstellungen sollten sie mitbringen?
Hätte ich mir diese Überlegungen im Vorfeld gemacht, hätten wir uns viel Leid und Nerven erspart. Ich möchte ein paar der negativen Erfahrungen mit dir teilen. Wir hatten Kund:innen, die
- … plötzlich nicht mehr zahlen.
- … deutlich mehr verlangen, als im Vertrag steht und dafür keinen Cent bezahlen wollen.
- … ständig nachverhandeln, obwohl wir alles im Vorfeld detailliert besprochen und vertraglich festgehalten haben.
- … häufig eine Sonderbehandlung wünschen.
- … sich von einem jungen Team mehr Naivität erhofft haben und mit dreisten Forderungen aufgetreten sind.
Die Lösung:
- Überlege dir im Vorfeld, welche Kund:innen du haben möchtest und lerne auch nein zu sagen. Weniger Kund:innen und weniger Arbeit kann manchmal mehr Erfolg und mehr Gewinn bedeuten. Ein wertvoller Side-Effekt: Auch deine Mitarbeitenden sind glücklicher und können mehr Leistung bringen, wenn sie sich mit den Kund:innen wohl fühlen.
- Trenne dich von den Kund:innen, die sich nicht an den Vertrag halten oder bei denen der Finanzplan nicht auf geht. Auch hier: Im Guten.
3. Arbeite mit dem, was da ist!
Seit vier Jahren suche ich nach einem geeigneten Vertriebler (m/w/d) für unser Team. Die Gehaltsvorstellungen erfahrener Bewerber:innen klaffen weit auseinander, und bei Neueinsteiger:innen fehlt mir die Zeit, Geduld und das Budget für eine umfassende Einarbeitung. Ein Henne-Ei-Problem.
Erst nach vier Jahren kam ich auf die Idee, ein attraktives Provisionsmodell zu entwickeln. So kann unsere Community zum Beispiel bei der Mitglieder-Akquise unterstützen. Doch dies ist nur ein Beispiel. Statt nach dem Ideal zu suchen, hilft es oft, die Augen zu öffnen und mit dem zu arbeiten, was vorhanden ist.
Der wahre Erfolg von Unternehmer:innen zeigt sich im Erfindungsreichtum, mit dem sie vorhandene Ressourcen optimal nutzen.
– Anahit Chachatryan
4. Setze einen Fokus – die eierlegende Wollmilchsau gibt es nur im Traum!
Mir tut es manchmal richtig weh, wenn junge Unternehmer:innen behaupten, ihre Zielgruppe seien alle. Oder ihr Produkt sei so vielfältig einsetzbar, dass sie es nicht mit einem Geschäftsmodell eingrenzen wollen. Ich war auch genau in der Situation, deswegen weiß ich, welche harten Learnings bei so einer Einstellung auf sie zukommen werden.
Das kann man mögen oder auch nicht mögen, aber es ist so: Wenn du ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufbauen willst, musst du deinen Fokus setzen. Das heißt in erster Linie Zielgruppe definieren und gemeinsam mit ihnen angepasste Services und Produkte definieren. Das A und O eines jeden wertvollen Unternehmens ist, dass es sich an die Anforderungen der gesetzten Zielgruppe anpasst und den Need erfüllt.