Dass die Unternehmenskultur Auswirkungen auf die Art zu wirtschaften und zu arbeiten hat, scheint Konsens zu sein. Aber was ist die richtige Kultur für ein Unternehmen? Gerade in Zeiten von Covid-19? Damit und mit vielen weiteren Fragen beschäftigt sich der 4. Nachhaltigkeitstag Wirtschaft A³ am 24. November 2020.
Besonders der Unterschied zwischen etablierten Unternehmen und Startups wird oft herausgestellt: Das große Unternehmen ist der träge Dampfer, das Startup das agile Schnellboot. Die Arbeitsweise und die Unternehmenskultur wird dabei auch mit der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens verbunden. Wer Innovationen will, braucht eine durchlässige Kultur und ein kleines Team, das schnell Entscheidungen treffen kann. Auch Versuchs- und Spielräume wie Technologielabs sind absolut im Trend, wenn ein etabliertes Unternehmen neue Impulse braucht. Doch ist das schon alles? Gibt es auch Modelle für eine gesunde und gute Unternehmenskultur, die jenseits vom Startup-Beispiel Erfolge versprechen? Und ist Nachhaltigkeit in der Startup-Kultur überhaupt vorgesehen?
Was bedeutet Unternehmenskultur?
Die Unternehmenskultur benennt die soziale Ordnung eines Unternehmens mit grundlegenden Werten, einer angestrebten Vision mit der Beschreibung des Weges dorthin sowie der Mission, mit festgelegten Handlungsprinzipien. Michael Reinhardt, Speaker beim Nachhaltigkeitstag und Experte für Unternehmenskultur, rät Unternehmen, sich die Frage nach dem Sinn zu stellen.
„Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur, unabhängig davon, ob diese bewusst formuliert ist oder nicht. Sie ist die Grundlage für die Strukturen, die Kommunikation und insbesondere für Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens.“
Michael Reinhardt
Den Kern bildet der Purpose, der grundsätzliche Sinn für das Bestehen eines Unternehmens und den Mehrwert, den es über seine Angebote geben möchte. Die Unternehmenskultur ist damit der sinngebende Rahmen und prägt das tägliche Handeln nach innen und außen und damit den Weg, den das Unternehmen geht.
Auf die Werte kommt es an: Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit
Das Wirtschaften von Unternehmen muss nicht nur auf Gewinnoptimierung und Konkurrenzdenken aufgebaut sein. Eine ethische Marktwirtschaft, die auf unternehmerischen Werten basiert, möchte eine gute Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit finden. „Unsere gelebte Wir-Kultur ermöglicht den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein höchstes Maß an Sinnhaftigkeit, Zugehörigkeit, Orientierung und Identifikation mit dem Verlag”, sagt Uta Börger, Inhaberin des liesLotte Medien Verlags. “Ich bin überzeugt, dass moderne werteorientierte Führung die Weichen für Freiraum, Schöpferkraft, Innovation, und damit auch gesellschaftlichen Erfolg einer Firma stellt.“
Mehr als Geld: New Pay
Für nachhaltiges Wirtschaften kann eine Unternehmenskultur im Sinne von Agilität und New Work förderlich sein. Viele Initiativen, neue Formen der Zusammenarbeit einzuführen, sind jedoch nicht konsequent genug. Das zeigt sich an keinem Thema deutlicher als der Vergütung von Beschäftigten. Mit ihrem Vergütungssystem setzen Unternehmen entscheidende Signale, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht. Wenn die Ausrichtung nicht zur gewünschten Unternehmenskultur passt, sind statt wirksamer Transformation Störgefühle vorprogrammiert. Deshalb geht es bei New Pay um einen Prozess hin zu einem kulturadäquaten Vergütungssystem. Dafür gibt es keine Blaupause.
Stefanie Hornung ist Expertin für neue Vergütungssysteme und Keynote-Speakerin beim 4. Nachhaltigkeitstag Wirtschaft A³. „In der Praxis sehen wir unterschiedliche Lösungen: Das reicht von einem Einheitsgehalt über Gehaltsformeln und bedürfnisorientiertem Wunschgehalt bis hin zu partizipativer Gehaltsfindung oder einer radikal verkürzten Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich“, so die New-Pay-Initiatorin. Während für ein Unternehmen Selbstbestimmung beim Gehalt passend sein kann, ist für ein anderes schon die Anpassung der Gehaltsstufen als Vorbereitung für mehr Transparenz der richtige Schritt.
Austausch: Gute Beispiele aus der Region
Beim Nachhaltigkeitstag Wirtschaft am 24.11.2020, dieses Jahr im digitalen Format mit Live-Stream und Breakout-Räumen, werden außerdem Experten aus der Region wie Stephan Batteiger von peerigon, Dr. Florian Samweber von den Stadtwerken Augsburg und Ursula Brandhorst von der Stadtsparkasse Augsburg auf dem Podium diskutieren und von den eigenen Strategien und Projekten in Bezug auf Unternehmenskultur berichten. Im Anschluss daran können sich alle Teilnehmer:innen in Breakout-Rooms mit den Referenten und vielen weiteren Unternehmensvertretern aus der Region austauschen und von guten Beispielen erfahren. Hier wird es um Themen wie Volunteering und Teambuildung, Führung und Partizipation und weitere Themen gehen.
Bildquelle: Regio Augsburg Wirtschaft GmbH