Lomi, Salome Wick, ist 23 Jahre alt und entschied sich nach ihrem Abi für eine Ausbildung zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung. Sie ist auf einem guten Weg, Karriere in der IT zu machen und Full Stack Entwicklerin sowie IT Projektmanagerin zu werden. Ihre Spezialisierung liegt in der Webentwicklung und sie arbeitet seit einem Jahr als Junior Webentwicklerin in unserer Firma, der typedigital GmbH. Wir haben sie gefragt, was sie dazu bewegt hat, in die IT zu gehen, mit welchen Vorurteilen das Fach Informatik behaftet ist, und was wir Arbeitgebenden tun müssen, um den Beruf besonders für Frauen attraktiver zu gestalten. Wer weiß, vielleicht bist du nach dem Lesen dieses Interviews auch inspiriert, Informatik nicht von vornherein abzulehnen.
Frage 1: Wie kam es, dass du dich dazu entschieden hast, Webentwicklerin zu werden?
Das Arbeiten mit dem Computer hat mich schon früh begeistert. Zum Beispiel hab ich Zusammenfassungen für Prüfungen lieber am Rechner statt per Hand geschrieben. Da ich von klein auf mit einem Laptop aufgewachsen bin, war die digitale Welt für mich immer präsent. Aber die eigentliche Inspiration kam nach dem Abi, als ich ein Praktikum in der Firma von meinem Papa machen konnte. Dort bekam ich einen intensiven Einblick in die verschiedenen Tätigkeiten der IT-Branche, insbesondere in die Entwicklung von Webseiten und ähnlichen Projekten.
Frage 2: Als du dich dafür entschieden hast, gab es besondere Reaktionen von deinen Mitmenschen?
Viele haben überrascht reagiert, aber die meisten waren auch unterstützend und haben gesagt, dass ich es einfach ausprobieren sollte. Oftmals kam auch Respekt dazu, so nach dem Motto “Wow, du bist jetzt in der IT.” Die Reaktionen waren also eine Mischung aus Überraschung, Respekt und Unterstützung. Leider aber nicht immer. Es gab auch Lehrer, die skeptisch waren und meinten: “Du kannst doch nach dem Abi keine Ausbildung machen.” Das war eine Herausforderung, aber letztendlich haben die positiven Reaktionen und die Unterstützung meiner Familie, insbesondere von meinem Papa, mich motiviert, meinen Weg in der IT zu gehen.
Frage 3: Gab es auch Vorurteile?
Manche haben mir gesagt: “Du weißt aber schon, dass es eine Männerdomäne ist und du wirst voll oft von Männern umgeben sein. Da musst du dir oft dumme Sprüche anhören.” Mir war das aber egal. Ich habe mich davon nicht abschrecken lassen und es hat mich nicht abgehalten, meinen Weg zu gehen. Und die dummen Sprüche, klar, die hab ich dann auch schon erlebt, aber die konnte ich gut ignorieren. Es war eher so, dass ich durch meine Arbeit und meine Leidenschaft für die IT gezeigt habe, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, wenn es um Kompetenz und Engagement geht.
Frage 4: Was gibt es denn für Vorurteile gegenüber Itlern und ITlerinnen im Besonderen?
Zum Glück habe ich das Gefühl, dass es weniger wird. Vielleicht liegt das auch an unserer Generation, in der alles technischer wird und mehr zur Normalität gehört. Dennoch stößt man immer noch auf das Vorurteil, dass Frauen angeblich nicht die technische Kompetenz für diesen Beruf haben. Auch existiert das klassische Bild einer Frau mit Brille, die weniger Wert auf ihr Äußeres legt, aber total gerne zockt – das ist wohl das hartnäckigste Klischee. Viele glauben auch, dass man privat, technisch richtig affin sein muss. Dabei ist das eigentlich gar nicht der Fall. Ich selbst hatte am Anfang, vor meiner Ausbildung, nicht besonders viel Ahnung von technischen Dingen. Ich dachte mir, dass ich durch praktische Erfahrung und eine Ausbildung mehr lernen kann, als theoretisch in einem Studium. Und das hat sich für mich als der richtige Weg herausgestellt.
Frage 5: Wie war die Geschlechterverteilung während deiner Ausbildung?
Es war echt skurril in meinem Jahrgang, da gab es drei Klassen, und zu Beginn waren die Frauen auf verschiedene Klassen verteilt. Wir waren im gesamten Jahrgang nur sechs Frauen, bei etwa 20 Personen pro Klasse. Das heißt, dass nur etwa ein Zehntel Frauen waren. Anfangs waren also höchstens zwei Mädels in jeder Klasse, manchmal sogar nur eine alleine. Aber dann wurden wir in eine Klasse gesteckt, was dann wirklich cool war. Das bedeutete auch mehr Support, weil wir dann so etwas wie eine Clique waren. Wir konnten uns also besser gegen Sticheleien wehren.
Frage 5: Was meinst du mit “Sticheleien wehren”?
Ja, in der Berufsschule war es schon “speziell”. Dort, wo eigentlich fast nur Jungs waren – nicht nur ITler:innen, sondern auch E-techniker:innen – gab es Lehrer, die ein eher konservatives Denken hatten. Da kamen schon mal Sprüche, die in Richtung “Frauenfeindlichkeit” gingen. Das war natürlich unangenehm, besonders wenn man als Frau alleine unterwegs war. Da war es dann schon gut, mit anderen Frauen in der Klasse zu sein. Besonders cool war auch, dass wir immer zu einer Vertrauenslehrerin gehen konnten, die immer ein offenes Ohr für uns hatte. Man muss aber auch dazu sagen, dass die fragwürdigen Sprüche eher von den Lehrern kamen. Die Jungs in meiner Klasse waren da ganz anders – die waren super supportive und cool. Das machte es dann letztendlich einfacher.
Frage 6: Warum denkst du, dass Frauen im Bereich Informatik unterrepräsentiert sind?
Das größte Problem in der IT-Welt ist wohl, dass viele automatisch denken, man müsse ein Nerd sein. Dabei verstehen viele nicht, dass die IT ein riesiges Fachgebiet ist. Es geht nicht nur ums Programmieren oder Server aufsetzen, sondern z.B. auch um Projektmanagement. Das verzerrte Bild, das von der Informatik existiert, trägt dazu bei, dass viele denken: “Frauen wollen nichts Technisches machen.” Was die soziale Norm betrifft, denken viele noch, dass Jungs Computer bauen und Mädels Puppenhäuser. Oder dass Frauen in die Pflege gehen, weil sie soziale Wesen sind. Aber das ist einfach nur ein Cliché. Auch Frauen wollen Karriere machen, und die Informatik bietet einen großartigen Weg dazu. Warum sollten sie diesen Weg dann nicht einschlagen? Zum Glück zeigt sich aber bei meiner Generation ein Wandel. Wir brechen aus diesen alten Denkmustern aus und erkennen die vielen Chancen.
Frage 7: Liebe Salome Wick – wie können wir Arbeitgebenden dazu beitragen, das Berufsfeld Informatik attraktiver zu gestalten?
Es ist entscheidend, die Gender pay Gap zu überwinden. Es sollte offen kommuniziert werden, dass Frauen die selben Chancen haben wie Männer. Wichtig ist, dass die Leistung am Ende wertgeschätzt wird und nicht das Geschlecht. Bei typedigital wurde zum Beispiel von Anfang klargestellt: Ein:e Junior Entwickler:in ist ein:e Junior Entwickler:in, unabhängig vom Geschlecht. Es geht darum, dass alle auf dem selben Level bewertet werden. Das ist der Weg, den wir gehen sollten, um Gleichberechtigung zu fördern und faire Arbeit Arbeitsbedingungen zu schaffen. Bei typedigital geht es darum, sich gegenseitig aufgrund der Fähigkeiten zu unterstützen, ohne sich an traditionellen Rollenbildern zu orientieren. Die Aufgabenverteilung hat überhaupt nichts mit dem Geschlecht zu tun. Hier zählt die Kompetenz und die Fähigkeiten, und das ist wirklich wichtig.
Autor: Karl-Alexander Tsaltas, typedigital
Fotocredits: typedigital GmbH
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