Gemeinsam mit ihrer Schwester Conny Hörl gründet Katja Ruhnke 2019 die CK Venture Capital GmbH. Ihr Ziel: Mehr Impact in die deutsche Investment-Szene bringen. Uns gewährt sie bei auxgefragt einen Einblick in die Entscheidungsfindung einer Angel Investorin.
1. Einhorn oder Zebra? Würdest du eher in ein Startup investieren, das ein Monopol anstrebt oder eher in eins mit mehreren Marktbegleitern?
Wir suchen nach den Zebras des Szene, weil wir glauben das nachhaltiges Wachstum und ein echter Purpose wichtiger sind als schnelles Geld und Monopolstellungen. Außerdem bedeutet alleinige Marktmacht leider oft auch diverse Fehlentwicklungen da das Korrektiv fehlt.
2. Worauf achtest du am meisten, wenn du in ein Startup investiert. Die meisten antworten mit: “Aufs Gründerteam”. Aber was bedeutet das konkret?
Wir achten tatsächlich besonders auf das Gründerteam, schließlich ist ein Investment fast so etwas wie eine Ehe. Wenn die Idee uns grundsätzlich gefällt, dann blicken wir tiefer ins Gründerteam. Hier schauen wir besonders auf folgende Werte und Skills: Offenheit, Transparenz, Ehrlichkeit, Leidenschaft und kaufmännische Fähigkeiten. Wir müssen gerne mit den Menschen zusammenarbeiten und wir müssen ihnen zutrauen, dass sie auch einen Pivot hinlegen können, sollte es notwendig werden.
3. In welches Startup hast du zuletzt investiert?
Hellstern medical, die Gründerinnen entwickeln ein Körperunterstützungssystem für Chirurgen. Uns hat bei diesem Startup vor allem das großartige weibliche Gründerteam beeindruckt, die sowohl fachlich aber auch von ihren Persönlichkeiten uns absolut überzeugt haben. Außerdem sehen wir einen hohen positiven Mehrwert für Ärzt:innen. Chirurg:innen müssen während der Operationen oft stundenlang in Fehlhaltungen ausharren, was zu starken Schmerzen, Medikamenteneinnahmen und langfristig auch zu Ausfällen und Fehlern führt. Das patentierte System stützt die Chirurg:innen optimal und vermeidet somit oben genannte Probleme.
4. Was ist dein “Why”? Warum machst du das, was du tust?
Weil wir ohne Startups als Land nicht wettbewerbsfähig sind und auch die Probleme, die wir Menschen unserem Planten gemacht haben nicht gelöst bekommen. Wir müssen zudem dafür sorgen das mehr Frauen Zugang zu Kapital bekommen , denn auch hier dürfen wir die Potenziale aber auch das Kapital von Frauen nicht ungenutzt lassen. Zudem macht es mir einfach unglaublich viele Spaß mit den GründerInnen zusammenzuarbeiten und immer wieder neue Produkte, Lösungen und tolle Menschen kennenzulernen.
5. Was war bisher dein größter Fehler und was hast du daraus gelernt?
Der größte Fehler am Anfang war, dass wir mit einem zu hohen Ticket rein sind und auch die Bewertung als Co-Investoren einfach hingenommen haben. Heute würde ich hier mehr verhandeln. Ich überlege mir sehr genau welches Risiko ich bereit bin einzugehen. Vereinfacht gesagt: Umso früher die Phase umso kleiner das Ticket und umso weniger akzeptiere ich einfach so eine Bewertung.
6. Wie groß ist euer Fonds und wie groß sind eure Tickets?
Wir haben keinen Fond. Meine Schwester und ich investieren mit jeweils gleichen Anteilen aus privaten Mitteln und bewegen uns dabei in Höhe der klassischen Angeltickets.
7. Wie viele Unternehmen sind in eurem Portfolio?
Wir haben derzeit 11 Beteiligungen und sind zudem in einem Fond investiert. Unser Fokus liegt auf dem Thema Impact. Wir haben nur ein Startup im Portfolio, welches ich hier nicht einordnen würde. Aber wir fassen den Begriff Impact sehr weit, unser Leitspruch ist: Wir investieren, um die Welt ein Stück besser zu machen“. Somit findet man bei uns viele Themen von der digitalen Schädlingsbekämpfung bis hin zur Aufforstung von Wäldern, sowie Smart Farming, aber auch einige Startups aus dem Medizinbereich und ein Deeptech Unternehmen. Ich liebe die Vielfalt in unserem Portfolio. Ich suche vor allem nach wirklichen Innovationen und nach Lösungen für die großen Probleme unserer Welt.
8. Welche Startups sollten sich bei euch bewerben und welchen Mehrwert bietet ihr ihnen?
Unsere Fokus liegt ganz klar auf dem Thema Impact. Wir investieren, um die Welt ein Stück besser zu machen. Wir kümmern uns besonders gerne um strategische Themen, aber auch um alles was mit dem Thema menschlicher Beziehungen zusammenhängt.
9. Du hast zuletzt ein Buch verfasst, dass das Thema weibliche Investorinnen aufgreift. Wo siehst du den größten Unterschied beim Investitionsverhalten?
Unsere Fokus liegt ganz klar auf dem Thema Impact. Wir investieren, um die Welt ein Stück besser zu machen. Laut einer Studie der IUBH aus dem Jahr 2020 investieren Frauen gerne in Frauen und sie suchen deutlich mehr nach nachhaltigen Unternehmen als Männer. Dies ist auch meine Beobachtung. Als ich in die Startup Szene kam war eines der ersten Dinge die mir auffielen, dass ich immer die einzige Frau im Kreis der Investoren war. Das fand ich am Anfang befremdlich und irgendwann auch echt ärgerlich. Denn es gibt genug Frauen in Deutschland, die die Möglichkeit hätten zu investieren aber es nicht tun. Meines Erachtens aber nicht weil sie risikoscheuer wären als Männer, sondern schlicht weil sie gar nicht wissen, wie man in Startups investiert, warum man das überhaupt machen sollte und wo man überhaupt ein Startup zum Investieren findet. Deswegen habe ich das Buch „Female Money – Wie Investorinnen die Startup Welt verwandeln“ geschrieben. Ich möchte Frauen für das Thema begeistern und dazu motivieren ihre Komfortzone zu verlassen und sich in das unbekannte Feld Startupinvestments zu wagen. Ich habe dadurch einen solchen Mehrwert im meinem Leben erfahren und diese Möglichkeit sollte jede Frau haben.