Eigentlich wusste Marcus Lange schon in seiner Kindheit, dass er einmal sein eigenes Ding machen möchte. Doch fehlende Vorbilder und die Angst, noch nicht das Richtige gefunden zu haben, hielten ihn zunächst zurück. Wie ihm der Mutsprung in die Selbständigkeit gelang, was sein größter Traum ist und wie ein ehrenamtlicher Job ihn “reich” machte, das erzählt er uns bei auxgefragt.
1. Nenne sechs Dinge, die Dich kennzeichnen.
- Humorvoll: Ich nehme mich nicht zu ernst und lache gerne und viel.
- Ehrgeizig: Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann gebe ich alles, um das Ziel zu erreichen.
- Sportlich: Sport ist schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Angefangen beim Fußball bis hin zu Mountainbike fahren und Kraftsport.
- Filmebegeistert: Mich begeistern Sciene Fiction Filme, Filme von Christopher Nolan und Filme, die etwas Neues versuchen und mich emotional berühren.
- Selbstkritisch: Ich freue mich ungemein über Lob und gute Kritik, bin aber trotz dessen immer sehr selbstkritisch und weiß ganz genau was ich noch besser machen kann und werde.
- Zuhörer: Mich interessieren die Geschichten meiner Gesprächspartner und -partnerinnen und ich finde es schön, mit wenigen Fragen viele Informationen zu bekommen. Ich lasse also auch gerne Andere sprechen und höre aufmerksam zu.
2. Was möchtest du mit deinen Videoarbeiten bewirken, hast du ein Ziel?
Ein Film ist für mich das stärkste Medium, um Menschen zu erreichen. Ich möchte meine Zuschauer für einige Minuten mit auf eine Reise nehmen und dabei Gefühle und Gedanken auslösen, die auch über den Film hinaus bleiben. Als Videograf und Storyteller möchte ich meinen Kunden bestmöglich dabei helfen, ihre Visionen und Ziele zu erreichen. Von der Markenbildung bis hin zur Umsatzsteigerung sind die Ziele sehr vielschichtig.
Es ist toll, über den von mir kreierten Film bei meinen Kunden Stolz über ihr Produkt, ihre Dienstleistung oder ihr Unternehmen auszulösen. Es gibt nichts Schöneres, als Kunden, die begeistert und vor allem berührt sind. Wenn dadurch ein Unternehmen erfolgreicher wird, mehr Produkte verkauft werden oder potenzielle Mitarbeitende auf das Unternehmen aufmerksam werden, ist das für mich die größte Bestätigung den richtigen Beruf gefunden zu haben. Das vereint Kreativität und Nutzen für mich perfekt! Meine Zukunftsvision ist es, mehr Filme die gesellschaftlich relevante Themen ansprechen, wie z.B. in meiner Bachelorarbeit, auf die große Leinwand, ins Kino, zu bringen. Ja, das ist mein Lebenstraum!
3. Erzähl’ uns deine Gründungsgeschichte: Wie kam es dazu, dass du dich selbständig gemacht hast?
Schon als Kind träumte ich davon, später – wenn ich „groß“ bin – kreativ und selbständig zu arbeiten. Da in meinem Umfeld jedoch niemand in der Selbständigkeit arbeitete, stand ich vor zu vielen Fragen und Risiken. Daher wählte ich zunächst den sicheren Weg, machte eine Ausbildung zum Informatikkaufmann und arbeitete fünf Jahre lang im Gesundheitswesen am schönen Chiemsee. Als das Gefühl auf der Stelle zu treten immer größer wurde, fasste ich den Mut und kündigte. Ein großer Schritt. Vielen Dank an dieser Stelle an meine besten Freunde, Fabian und Daniel, die mich fast ein Jahr lang immer wieder drängten das Abitur nachzuholen und “etwas Kreatives” zu studieren.
Ich besuchte die Berufsoberschule (BOS) und begann anschließend an der Hochschule Augsburg „Interaktive Medien“ zu studieren. Bereits während meiner Zeit als Angestellter war es meine größte Leidenschaft, in meiner Freizeit digitale Medien zu gestalten. So kam es, dass ich im zweiten Semester über einen Freund den Auftrag bekam, die Website eines Vereins der Universität München zu gestalten. Um meine Rechnung zu stellen, musste ich ein Gewerbe anmelden. Das war ein unglaubliches Gefühl, denn ich wusste: Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt und ich verdiene tatsächlich mit meinem Hobby Geld – zumindest für den Anfang ein Taschengeld. Und das, wo ich immer dachte: “Das geht doch nicht!”
Das Jahr 2018 wurde dann mein persönlicher Gamechanger. Ich kaufte meine erste professionelle Videokamera. Je wärmer ich mit dieser Kamera wurde, mit der ich auch heute noch arbeite, desto größer wurde meine Begeisterung dafür, selbst Filme zu drehen und Geschichten zu erzählen. Endlich konnte ich meine große Leidenschaft, die schon immer in mir geschlummert hat, zu meinem Beruf machen! So konzentriere ich mich heute ausschließlich auf bewegte Bilder. Seit 2019 kann ich von meiner “Selbständigkeit auf Probe” leben und nach meinem erfolgreichen Bachelor-Abschluss kann ich nun meine ganze Energie in meine Kundenprojekte und unternehmerische Weiterentwicklung investieren.
4. Wie nimmst du Augsburg aus deiner Sicht als freischaffender Videograf wahr, was ist der „Augsburg Spirit“?
Bevor ich meine sichere Anstellung als Informatikkaufmann kündigte, sah ich mir mit meinen Freunden einige Städte an, in denen wir studieren könnten. Natürlich waren wir dort auch ausgiebig feiern. Die Augsburger Maxstraße mit den vielen jungen, kreativen Menschen hat mir sehr gefallen. Nach einer kurzen Nacht saßen wir beim Frühstücken am Rathausplatz und das war für mich ein entscheidender Moment: Der Blick über den Rathausplatz und die Freundlichkeit der Servicekräfte des Lokals, in dem wir gefrühstückt haben. Augsburg hat zudem die perfekte Größe zwischen München und einer Kleinstadt. Es ist ein großes Dorf, in dem man sich noch kennt und zusammenhält. Augsburg bietet eine bunte, kreative Vielfalt an Unternehmen, Kreativen und kulturellen Institutionen.
5. Welches ist dein Lieblingsort in Augsburg?
Der Rathausplatz.
6. Wer bucht Dich, was genau bietest du an?
Ich habe mir während des Studiums einen sehr diversifizierten Kundenstamm aufgebaut. Anfangs waren es viele Startups, mittlerweile überwiegend mittelständische Unternehmen, immer mehr lokale Unternehmen, Institutionen und städtische Einrichtungen. Auch Konzerne und Privatpersonen zählen zu meinen Kunden. Ich biete Videoproduktionen von A-Z an, also alles, was sich auf Bildschirmen bewegt: Realfilm, Animation in 2D- und 3D, in den Bereichen Imagefilme, Produktfilme, Erklärfilme, Schulungen, Eventfilme etc.
Es läuft meistens so ab: Die Kunden erzählen mir von ihrer Herausforderung beziehungsweise ihrem Ziel. Anschließend erstelle ich ein Konzept, das eine Geschichte erzählt und finalisiere es gemeinsam mit meinen Kunden. Ich organisiere den Dreh und produziere den Film, der dann, weiterhin in enger Zusammenarbeit mit den Kunden, in der Postproduktion fertiggestellt wird. Auch im anschließenden Videomarketing kann ich meine Kunden begleiten. Oftmals ergibt sich daraus eine langfristige und sogar freundschaftliche Zusammenarbeit, die beiden Seiten sehr viel Spaß und Erfolg bereitet.
7. Wann warst Du zuletzt mutig?
Bei meiner Bachelorarbeit, in der ich ein brandaktuelles Thema (Verschwörungstheorien) behandle und den Film so umgesetzt habe, wie ich es nie zuvor gemacht habe. Dafür musste ich wochenlang neue Dinge lernen und ich wusste bis zum Schluss nicht, ob es funktionieren wird. Der Mut hat sich gelohnt und die Arbeit wurde dann mit 1.0 bewertet.
8. Deine Videos haben sicher schon vielen Kunden ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Erinnerst du dich an ein Projekt, das ganz besonders war?
Ja!! Das ehrenamtliche Projekt „Guck Mal“, das ich während meines Studiums (2018 / 2019) umgesetzt habe. Es gab eine große Premierenveranstaltung mit circa 300 Gästen, die nach dem Film alle begeistert waren. Es ging darum, das Bewusstsein für das Thema Inklusion in Augsburg und Umgebung zu wecken und zu stärken. Außerdem haben wir auf das Angebot der Offenen Behindertenarbeit Augsburg (OBA) hingewiesen.
Der Beifall nach der Premiere bleibt mir für immer in Erinnerung. Danach gab es sogar eine Vorstellung im Liliom-Kino Augsburg und eine Nominierung für den Augsburger Medienpreis. Bei der OBA haben sich daraufhin viele Menschen gemeldet, die die OBA unterstützen möchten, sowie Menschen, die gerne die Hilfe der OBA in Anspruch nehmen möchten. Das Projekt war zwar ehrenamtlich, aber die Erfahrung die ich daraus gewonnen habe und die Resonanz auf den Film waren von unschätzbarem Wert. Es geht eben nicht nur um die bezahlbaren Dinge. Reich zu sein bedeutet nicht zwangsläufig ein volles Konto zu haben.
Ein weiteres Projekt, das mich nachhaltig bewegt, war ein Dreh mit dem FC-Bayern-Star Thomas Müller. An diesem Tag war ich so aufgeregt und dazu auch noch krank. Zwei Stunden lang durfte ich Regie führen und mein Konzept mit Thomas Müller verwirklichen. Seine Worte “Das wird gut!” bringen mich immer noch zum Grinsen.
9. Was machst du, wenn du gerade nicht mit der Videokamera unterwegs bist?
Es fällt mir schwer, mal nicht in meinem Leidenschaftsthema Film zu verharren. Aber wenn ich mal ohne Kamera unterwegs bin, dann bin ich oft draußen in der Natur oder beim Sport. Ich reise gerne mit meinen besten Freunden und halte unsere Erlebnisse in Filmen fest. Ausserdem schmiede ich Pläne, wie es mit meinem Unternehmen weiter gehen soll und schaue gerne gute Filme im Kino.
Foto-Credits: Anahit Chachatryan