Prof. Dr. Martina Schraudner, Leiterin des Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation, beschäftigt sich mit der Gestaltung von Transformations- und Innovationsprozessen. Beim Technologietransfer-Kongress 2021 spricht sie in ihrer Key Note über ‚Innovationsökosysteme: Das wichtigste an Innovation ist Kollaboration!‘. Gerade Startups spielen hier ein wichtige Rolle. Welche verrät uns die ursprüngliche Biologin.
1. Martina Schraudner, welche Parallelen zu natürlichen ‚Ökosystemen‘ stellen Sie in der Innovationsforschung fest?
Bioinspirierte Ansätze sind aktuell sehr relevant geworden, man denke nur an die Entwicklung neuartiger Materialien und Mechanismen. Im Unterschied zur Welt der Physik mit ihren klaren, kausalen Zusammenhängen, sind biologische Systeme weicher, elastischer und selbst organisiert. Alles ist mit allem vernetzt und es bestehen komplexe Regulationssysteme. Auch organisationale Entwicklung, Kooperationsbeziehungen und Innovation können so tiefreichender verstanden werden.
2. Welche Rolle spielt ein unternehmensspezifisches Innovationsökosystem?
Jedes Unternehmen, egal welcher Größe, kann sein spezifisches Ökosystem für Innovation ausgestalten. Die Fähigkeit, Innovationen anzustoßen, hängt maßgeblich davon ab, vielfältige Perspektiven zu integrieren sowie Wissen, Kompetenzen und Ressourcen zu kombinieren. Durch den Einbezug verschiedener Akteure und auch Rollen innerhalb eines solchen Innovationsökosystems, können Zukunftstrends wie z.B. Nachhaltigkeit und verbundene Potenzialfelder leichter erschlossen werden.
3. Wie funktioniert das konkret?
Zunächst einmal ist das Denken in Innovationsökosystemen eine Geisteshaltung. Bin ich bereit die Sichtweisen von Zulieferern, Kunden und anderen Stakeholdern kollaborativ einzubeziehen? Für die nächsten Schritte haben wir für Praktiker*innen ein Innovation Ecosystem Strategy Tool entwickelt. Es unterstützt Unternehmen bei der Auseinandersetzung mit ihrem spezifischen Innovationsökosystem. Es bringt Klarheit über Akteure und deren eingenommene Rollen, über Ressourcen und über den Nutzen aus einer Kooperation. Gleichzeitig zeigt es auch, wo wichtige Funktionen und. Stellschrauben noch unberücksichtigt sind.
4. Sie beschäftigen sich auch mit dem Thema Gender und Diversity?
Richtig. Dies spielt in das Systemdenken mit hinein, da eine höhere Perspektivenvielfalt, z.B. durch eine gute Durchmischung von Teams, auch einen direkten Einfluss auf Kreativität und Innovationsleistung hat. Eine große Vielfalt von Perspektiven führt nur zu mehr Qualität, wenn Management und Unternehmenskultur Vielfalt auch zulassen. Dieses Zulassen ist nur glaubhaft, wenn es ein Verständnis für die Vorteile von unterschiedlichen Perspektiven gibt.
5. Auch Startups können Innovation bei Mittelständlern befördern?
Perspektivenvielfalt durch den Einbezug von Startups kann ein weiterer Aktivposten gerade auch für Mittelständler sein. Der Erstkunde eines verbundenen Startups zu werden, ist ein ganz interessanter Ansatz! Ich ziehe als Kunde die erste Option und die entwickelte Lösung passt ganz spezifisch zu meinem Unternehmen. Gleichzeitig könnte mein Unternehmen selbst weder Zugang noch Kapazität für die neue Lösung aufbringen.
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