Burak Küçük ist Gründer des Augsburger Modelabels Heaters, Initiator des Konzepts Zwischenzeit, legt als DJ auf und sorgt mit seiner Eventreihe “Stay Gold” für den Erhalt der Augsburger Clubkultur. Doch der Jungunternehmer zeichnet sich auch durch sein gesellschaftliches Engagement aus. Gerade in Verbindung mit dem Augsburger Verein Tandeka e.V. ist er kein unbekanntes Gesicht und kandidiert nun auch mit dem Listenplatz 5 bei Generation AUX e.V. für den Stadtrat.
1. Was verbindet dich mit der Augsburger Startup- und Kreativszene?
Wenn ich so darüber nachdenke, verbindet mich wohl einiges mit der Augsburger Gründer- und Kreativszene. Vor wenigen Monaten gründeten wir einen neuen Verein für ein lebendigeres Augsburg: Generation AUX e.V. Vor drei Jahren gründeten wir ein upcoming Label für Streetwear: Heaters. Vor fünf Jahren gründeten wir eine Eventreihe für experimentelleren Hip Hop im weiteren Sinne: Stay Gold. Vor 10 Jahren gründete sich der Augsburger Förderverein Tandeka e.V.
Es ist also vielmehr ein Geflecht aus Verbindungen. Man kennt durch die unterschiedlichen Themen die unterschiedlichsten Leute. Ich versuche alles miteinander zu vereinen: Ehrenamt, Mode, Design, Musik, Kultur und Charity.
Ich versuche alles miteinander zu vereinen: Ehrenamt, Mode, Design, Musik, Kultur und Charity.
Burak Küçük
2. Warum hast du dich für die Selbstständigkeit entschieden?
Ich bin der älteste von fünf Geschwistern und war irgendwie immer Führungsspieler oder Kapitän in meinen Fußballvereinen; komischerweise auch Klassen- und Schulsprecher. Ich habe das nie erzwungen. Es war halt so. Besonders die Geburt. Ich habe meinen Master mit sehr gut abgeschlossen und hätte schon irgendwo Karriere machen können. Aber bereits während meines Studiums wurde mir immer klarer, dass ich mich keinem “Streber” unterordnen werde. Ich war zwar selbst bisschen Streber, aber immer cool mit den Leuten. Seien wir mal ehrlich – Streber sind selten cool. Deshalb stand ich vor der Wahl: Hartz IV oder Selbständigkeit.
3. Du bist einer der engagiertesten Menschen aus Augsburg. Was motiviert dich dazu?
Bärry Moonlight! Nein, im Ernst. Schön, dass du das so siehst. Schau dir das Konzept Zwischenzeit in der Annastraße an. Ich habe mich über die Leerstände und die viel zu hohen Mieten in der Innenstadt geärgert. Die einzige Lösung für mich war ein gemeinschaftlich bespielbarer Leerstand, gefördert durch die Stadt Augsburg. Dann habe ich begonnen das Thema bei möglichen Akteuren zu platzieren. Schau an, was daraus geworden ist. Das motiviert mich.
Am Ende muss immer etwas Gutes für die Gemeinschaft rausspringen. Genauso ist das mit Generation AUX e.V. Es gibt sehr viele Missstände, die man angehen kann. Die Innenstadt ist tot. Egal ob tagsüber oder nachts. Da kann man vieles besser machen. Wir sind eine sehr junge Stadt. Jetzt muss endlich das entsprechende Angebot hingelegt werden.
4. Wer und was steckt hinter Tandeka e.V.?
2010 wurde der Verein in Augsburg gegründet und setzt sich seither für das Waisenhaus Kwathu im südafrikanischen Sambia ein. Hinter dem Verein stecken wir. Alles Augsburger. Alles 100% ehrenamtlich. Vor Ort managed die Familie Phiri das Geschehen. Inzwischen haben wir eine kostenlose Schule mit 250 Kindern an Kwathu angeschlossen. Täglich werden hier über 500 kostenlose Mahlzeiten ausgegeben. Das Ding wächst und wächst. Wir versuchen hier dem rasanten Wachstum standzuhalten. Wir haben ja keine andere Wahl.
5. Was plant ihr noch mit Tandeka e.V.?
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums 2020, in Kooperation mit dem Bayerischen Basketballverband, Sportvereinen, Sportlern und Startups aus Augsburg und Umgebung soll ein Streetball-Turnier für Menschen jeden Alters stattfinden. Veranstaltungsort soll das Herzstück der Stadt sein – der Augsburger Rathausplatz. Durch die Einnahmen aus dem Turnier soll das ambitionierte Farming-Projekt des Kwathu Children’s Home’s in Livingston finanziert werden. Dieses soll dazu dienen, eine Acker- und Viehzucht unter ökologischen Aspekten zu betreiben, um die dortige Versorgung zu sichern, Arbeitsplätze zu schaffen und Jugendliche auszubilden, um ihre Existenz, sowie die ihrer Familien langfristig zu sichern. Das Konzept liegt dem Stadtrat der Stadt Augsburg vor. Sie werden nun darüber abstimmen, ob es stattfindet oder nicht.
6. Wenn Du wüsstest, dass Du in einem Jahr stirbst, würdest Du irgendetwas an Deiner Lebensweise ändern? Warum?
Sehr persönliche Frage. Für mich steht Familie an erster Stelle – und wir haben eine sehr große Familie. Jeder von uns tut und macht, so wie es eben immer ist. Es ergeben sich selten Gelegenheiten, alle zu sehen. Mein Cousin wandert nächste Woche nach Peking aus. Es macht mich traurig, dass wir so gut wie keine Zeit haben, uns richtig zu verabschieden. Ich würde mein Leben zu 100% auf die Familie ausrichten.
7. Wenn du eine Sache in Augsburg verändern könntest, was wäre es?
Ich bin für viel weniger Verbotskultur. Ich kann dir in einer Stunde 500 Leute hinstellen, die gerne ein kleines Open Air in der Innenstadt hätten. Es reicht aber die mögliche Beschwerde einer einzigen Person aus, um dem Wunsch von 500 Leuten nicht weiter nachzugehen und ein solches Vorhaben zu verbieten. So funktioniert Augsburg – leider.
8. Was willst du in diesem Jahr unbedingt erreichen?
More Life. Meine Partnerin und ich reden viel über unsere gemeinsame Zukunft. Diese will ich mit all den anderen Themen, die mir Spaß machen noch besser vereinen. Wir haben zum Glück ein gemeinsames Hobby: Musik. Wir legen zusammen auf und spielen uns zu Hause gegenseitig unsere neuste Lieblingsmusik vor. Das lässt sich prima mit meinen Events vereinen, wo ich vermehrt auflege, da ich Zeit habe, zu Hause zu üben und Tracks vorzubereiten.
9. Wofür in deinem Leben bist du am dankbarsten?
Spontan fällt mir dazu ein Zitat von Drake ein: „What a time to be alive“. Ich glaube nämlich auch, dass wir in einer ganz besonderen Zeit leben. Wir haben leichten Zugang zu Wissen und Information. Die Menschen können sich sehr einfach vernetzen und austauschen. Wir als Europäer haben zudem das ganz große Glück auf diesem Kontinent in Sicherheit leben zu dürfen. Ich hätte auch als unterdrückter Uigure in einer chinesischen Provinz aufwachsen können. Dankbar zu sein und zu wissen, wem ich dafür danken muss, macht auch vieles einfacher für mich.