Michèle Loetzner über das Scheitern und Mutigsein bei „femme.digitale“

Was Michèle Loetzner gut kann: Flowcharts, Reportagen über Alltagsphänomene und „dem Patriarchat gegen’s Knie treten“. Was sie nicht so gut kann: Leise sein, sich unauffällig verhalten und strukturelle Ungleichheiten akzeptieren. So beschreibt sich die Autorin und Journalistin Michèle Loetzner auf ihrer Homepage. Die Münchnerin ist freie Textchefin bei Plan W, dem Frauen-Wirtschaftsmagazin der Süddeutschen Zeitung, und gibt Workshops sowie Summits über das Thema Geld und darüber, dass Frauen genauso viel für ihre Arbeit davon abbekommen wollen wie Männer. Als inspirierende Frau im digitalen Zeitalter begrüßen wir sie in der Interview-Reihe femme.digitale.

1. Wenn du dich für jede Frau auf der Welt entscheidet könntest: Wen würdest du als Gästin zu dir nach Hause zum Essen einladen? 

Amanda Palmer. Für mich war und ist sie in ihrem Schaffen wegweisend. Ich empfehle jedem, „The Art Of Asking“ zu lesen.


2. Deine größte Scheiter-Story? Und was hast du daraus gelernt? 

Ehrlich gesagt sehe ich nichts in meinem Leben als gescheitert. Ich bin wie jede*r öfter gegen Türen und manchmal gegen Wände gelaufen, aber das lag nicht immer unbedingt an mir. Auf manches kann man sich noch so gut vorbereiten und man zerschellt trotzdem am System, an Erwartungen oder schlicht am Timing. Dass vor allem das männerdominante System in unserem Kulturkreis dafür verantwortlich ist, dass alle anderen Menschen außer eben Männer schwerer voran kommen, habe ich erst sehr spät verstanden. Anfang 20 war ich überzeugt davon, dass alle Menschen nach Fleiß und nicht nach Herkunft und Geschlecht beurteilt werden. Mit fast 40 weiß ich sicher: Das ist nicht so.


3. Wann hat dich zuletzt eine Frau unterstützt und bei was?

Mich unterstützen ständig Frauen, sei es beruflich aber eben auch privat. Ohne mein Netzwerk an Freundinnen würde ich emotional ausbrennen. Ohne mein Netzwerk an Kolleginnen wäre ich in meiner Karriere ganz woanders.


4. Wie sieht dein perfekter Sonntag aus, Michèle Loetzner? 

Bett, Netflix, Pizza, Eis, Handy aus.


5. Wann warst du zuletzt mutig?

Ich glaube, irgendwas erfordert jeden Tag Mut. Manchmal ist es, eine harte Debatte zu Ende zu führen – live oder digital –, ein andermal erfordert es schon Mut, überhaupt morgens aufzustehen, weil einen alles so nervt. Besonders während dieser endlosen Pandemie.


6. Was war deine größte Herausforderung – und wie hast du sie gemeistert? 

Ich bin Mutter, ich stecke mittendrin. 


7. Welchen Rat hast du für andere Journalistinnen und Kreativschaffende? 

Lasst euch nicht abwimmeln von alten weißen Männern. Nie. Und fordert immer das doppelte Honorar von dem, was euch angeboten wird.

Foto: Michèle Loetzner © Christian Brecheis

Laura Sattelmair
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